Timo-Ralf Sander
KAUFBERATUNG: DROHNE IM JAHR 2023!
Bislang habe ich mich nur auf die Fotografie beschränkt. Doch immer öfter sehe ich Videos auf YouTube und bekomme Lust, selbst solche zu drehen. Dieses Jahr steht die ein oder andere Reise an, für die ich mir eine Drohne kaufen werde. Denn ich möchte z.B. London aus der Vogelperspektive sehen oder an Orte kommen, die ich zu Fuß nicht erreichen kann. Mithilfe der Drohne möchte ich außerdem in das Thema der Videographie einsteigen. Ganz dem Motto: Norddeutschland von Oben!
Meine erste Drohne
Meine erste Erfahrung mit Drohnen war letztes Jahr im Sommer 2022, mit der DJI Mini SE. Damals war ich auf der Suche nach einer günstigen und kleinen Drohne unter 250g. Die EU hat die Gesetze für den Betrieb von Drohnen in vielen Punkten angepasst. Aufgrund der noch unklaren Zukunft fliegt man aktuell mit Drohnen bis maximal 250g Abfluggewicht auf der sicheren Seite. Für alle anderen Drohnen mit einem maximalen Abfluggewicht über 250g wird entweder ein EU-Kompetenznachweis oder ein relativ teueres EU-Fernpilotenzeugnis benötigt. Beides wird beim Bundesamt für Luftfahrt beantragt!
Die DJI Mini SE habe ich leider innerhalb der gesetzlichen Rückgabefrist an den Hersteller zurückgeben müssen. Die schlechte Funkverbindung auf WiFi-Basis, die fehlende Möglichkeit RAW-Fotos aufzunehmen und die lange Akku-Ladezeit von fast 4 Stunden, waren das endgültige Aus für die Drohne. Doch nun, zum Jahreswechsel 2022/2023, hat DJI eine neue Drohne auf den Markt gebracht: Die DJI Mavic 3 Classic. Diese Drohne ist technisch identisch mit der DJI Mavic 3 und gehört daher ebenfalls zur Profi-Serie. Lediglich die 162mm Tele-Kamera der Mavic 3 fehlt der Classic-Version.
Marketing-Augenwischerei
Ich finde es immer wieder interessant, wie viele Leute auf Marketing oder die YouTube-Influenza reinfallen! Warum das so ist und was genau ich damit meine, erkläre ich Dir:
DJI hat im Sommer 2022 die Mini 3 Pro auf den Markt gebracht. Dieses Modell wurde gegenüber dem Vorgänger in fast allen Punkten deutlich verbessert. Angepriesen wird diese Drohne seither als eine Art "Eierlegende-Wollmilch-Sau". Die Mini 3 Pro hat überall Sensoren zur Hinderniserkennung, eine verbesserte Windbeständigkeit, eine stabilere Signalübertragung, eine längere Flugzeit und eine deutlich bessere Kamera. Aber, 48 Megapixel auf einem 1/1,3"-Sensor!!!
Falls Du Dir nicht vorstellen kannst, was das bedeutet, habe ich hier einige Beispiele für Dich: 40 Megapixel auf einem 1"-Sensor, 60 Megapixel auf einem APS-C-Sensor oder 100 Megapixel auf einem Vollformat-Sensor. So, oder so ähnlich ist es z.B. auch mit einigen Smartphones, die eine Kamera mit 108 Megapixel haben. Naja, eigentlich haben sie nicht wirklich 108 Megapixel, aber Leute, die keine Ahnung haben, kaufen lieber ein Smartphone mit 108 Megapixel statt 20 Megapixel, ohne sich Gedanken über die Qualität zu machen. Ähnlich wie Samsung mit der Möglichkeit, den "Mond mit einem Handy" fotografieren zu können. Dass das angezeigte Foto dann aber gar nicht aus dem eigenen Handy kommt, ist für Viele dabei egal...
Die Mini 3 Pro hat so viele Megapixel auf dem kleinen Sensor, dass jeder einzelne Pixel aufgrund der Größe kaum noch echtes Licht aufnehmen kann. Im Ergebnis bedeutet das, sobald Du bei wenig Licht oder in der Dämmerung (z.B. Sonnenuntergang) fliegst, bekommen Deine Fotos ein deutlich sichtbares Bildrauschen. Und das führt unweigerlich zu einer schlechteren Bildqualität. Fliegst Du allerdings nur an Tagen mit ausreichend Sonne, ist alles soweit in Ordnung. Doch gerade in Norddeutschland haben wir mittlerweile viele Tage ohne Sonne, dafür mit vielen Wolken und wenig Licht.
Welche Drohne Sinn macht
Aber zurück zum eigentlich Thema! Derzeit habe ich die Wahl, zwischen einer kleinen und leichten Drohne (DJI Mini 3 Pro), sowie einer Drohne mit großem Sensor (DJI Air 2S bzw. Mavic 3 Classic). Bleibt nur noch herauszufinden, welche Drohne sinnvoller ist...

Die Mini 3 Pro kostet (Stand 01/2023) aktuell inkl. RC-N1 Controller ca. 850€. Dafür liegt das maximale Abfluggewicht unter 250g. Die Drohne ist klein und fällt kaum auf. Sie bietet alles an Technik, was benötigt wird. Und manchmal noch etwas mehr! Dafür hast Du allerdings 48 Megapixel auf einem relativ kleinen Sensor. Spätestens bei wenig Licht ist der ganze Spaß dann vorbei...

Die Air 2S kostet (Stand 01/2023) aktuell inkl. RC-N1 Controller ca. 1000€. Du bekommst einen großen 1"-Sensor, der auch bei weniger Licht gute Aufnahmen macht. Aufgrund vom Gewicht der Drohne (595g) brauchst Du allerdings einen EU-Kompetenznachweis. Diesen kannst Du Online beim Bundesamt für Luftfahrt beantragen und kostet ca. 25€. Das große Aber ist, dass die Air 2S aufgrund der aktualisierten EU-Drohnenverordnung keine Klassifizierung besitzt. Vielleicht darf die Air 2S bald nicht mehr ohne ein EU-Fernpilotenzeugnis in Betrieb genommen werden. Spätestens dann wird es sehr teuer!

Zuletzt bleibt noch die Mavic 3 Classic. Diese kostet (Stand 01/2023) aktuell inkl. RC-N1 Controller ca. 1600€. Dieses Modell bietet Dir allerdings viele Vorteile! Du hast laut Hersteller eine maximale Flugzeit von 46 Minuten. Außerdem hat die Mavic 3 Classic einen MFT-Sensor mit einstellbarer Blende (f/2.8 - f11), der noch einmal deutlich größer als der Sensor der Air 2S ist. Du kannst mit dem MFT-Sensor auch in der Nacht ohne Probleme Film- und Fotoaufnahmen erstellen. Der allergrößte Vorteil ist aber, dass die Mavic 3 Classic als erste Drohne weltweit eine C1-Klassifizierung erhalten hat. Du kannst in der Kategorie "Open A1" fliegen und brauchst keine 150m Abstand zu Personen oder Gebäuden halten. Außerdem brauchst Du aufgrund der Klassifizierung auch keine Fluggenehmigungen für Flüge im Bereich von Personen im Umkreis von 50m. Lediglich ein EU-Kompetenznachweis wird benötigt. Und das, obwohl die Drohne ein Gewicht von 895g hat!
Fazit
Am Ende des Tages habe ich mich gegen die kleine Mini 3 Pro entschieden. Auch wenn sie technisch einiges zu bieten hat, sehe ich meine Kaufentscheidung aus Sicht eines Fotografen. Der kleine Sensor mit 48 Megapixel ist genau das Gegenteil von dem, was ich für das was ich mache, brauche. Grundsätzlich reicht mir die Air 2S. Die hat einen 1"-Sensor und 20 Megapixel. Am Ende des Tages wird niemand auf den Film- und Fotoaufnahmen erkennen, ob ich mit der Air 2S oder Mavic 3 Classic gearbeitet habe. Nur die C1-Klassifizierung und damit auch ein Stück weit Sicherheit für die Zukunft, sprechen für die Mavic 3 Classic. Diese Drohne gehört zur Profi-Serie und bietet mir auch in Zukunft noch ausreichend Reserve in schwierigen Situationen. Sollte es für die Air 2S auch eine nachträgliche Klassifizierung geben, würde ich mich für die Air 2S entscheiden. Sollte das nicht der Fall sein, so müsste der Nachfolger dann automatisch eine Klassifizierung erhalten. Der Preisunterschied zwischen der Pro-Serie und der Mittelklasse beträgt immerhin 600€. Und wenn ich ehrlich bin, brauche ich von der Mavic 3 Classic nur die deutlich längere Flugzeit. Der Rest von der Air 2S reicht für das was ich mache, vollkommen aus.
Egal, für welche Drohne Du Dich entscheidest, so bleibt eine Sache immer gleich:
Gehe verantwortungsvoll mit der Drohne, Deiner Umwelt und den Tieren in der Natur um. Es hat seinen Grund, warum Vögel in der Luft zu "Deiner" Gefahr werden können. Und es hat seinen Grund, warum man großen Abstand zu Tieren oder dem Grundstück vom Nachbarn halten soll!